Donnerstag, 21 Mai 2020 10:03

Meister am grünen Tisch, Aufstieg fraglich

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Knallende Sektkorken – Aufstiegsshirts, reichlich Jubel und Freudentränen zugleich. So ähnlich sieht es meist bei Aufstiegsfeiern aus. Der Kater anschließend noch weit bis in die Sommerpause hinein – soll dieser Moment schließlich im Gedächtnis allen stets verankert bleiben.

Doch im Lager der heimischen Fußball-Frauen-Mannschaft feiert man zweigeteilt. Als Tabellenführer der Bezirksliga-West dominierte man bisher in allen Belangen die Liga und stünde nun – mit Hilfe des coronabedingten Saisonabbruchs, als Aufsteiger in die Rheinlandliga fest.

Sportlich hätte man gerne die erfolgreiche Runde zu Ende gespielt. Da ist man sich im Kollektiv einig. Menschlich passte es an allen Ecken – trug man mit Harmonie und Leidenschaft so machen Punktesegen ins heimische Nest. Starke Spiele wurden bestritten – harte Kämpfe gewonnen und auch Rückschläge steckte man professionell in die eigene Tasche. „Wir sind ziemlich stolz – dass wir uns so lange auf dem ersten Tabellenplatz halten konnten. Das untermauert die Stärke und den Willen meiner Damen aufs Neue und gibt Mut für die Zukunft“, lobt Damen-Coach Steffen Hilmer rückblickend.

52445453 10156916885808903 8910219421478289408 nDoch die Freude hält sich aus Gründen der Corona-Pandemie in Grenzen. Der Fußball schweigt und macht demnach auch eine Fortsetzung der aktuellen Saison für unmöglich. Jüngst entschied sich der Verband nun für einen Saisonabbruch – die richtige Entscheidung, wie auch Hilmer bekundet: „Sicherlich hätten wir alle sehr gerne weitergespielt. Doch die ernste Lage rund um das Virus machte es schwierig – unter diesen Umständen für eine Fortsetzung zu plädieren. Von daher bin ich auch froh – dass der Verband letztendlich so entschieden hat. Für meine Mannschaft tut es mir natürlich sehr leid. Wir hätten uns so gerne sportlich als Meister gekürt – und eine bisher schon starke Saison am letzten Spieltag bestätigt.“

Neben einem weinendem Auge – blinzelt aber auch mit freudigem Anschein, ein lachendes Auge hervor. Der Aufstieg wäre trotzdem sicher in der Tasche – wenn man ihn dann auch antreten würde. Denn genau dort liegt die große Frage begraben – die auch Steffen Hilmer zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten kann und auch will: „Das Thema Aufstieg ist momentan eine sehr schwierige Frage – die wir uns alle im Verein und im Team stellen. Wir müssen abwägen ob wir es wirklich wollen – da wir auch in der kommenden Saison eine komplett neue Mannschaft haben werden. Viele Leistungsträger haben uns schon lange im Vorfeld bekundet – unter diesem Aufwand nicht mehr für die FSG spielen zu können. Somit müssten wir erstmal alle diese Abgänge kompensieren – und das ist in meinen Augen auch nicht ganz einfach. Hinzu kämen weitere Fahrten – wo auch die Zeit jeder einzelnen Spielerin auf dem Prüfstand stünde. Unterm Strich ist es eine sehr schwierige Entscheidung – mit der wir uns noch etwas Zeit lassen wollen. Sicherlich reizt ein Aufstieg und eine neue Liga schon – nur man muss auch halt abwägen, welche neuen Probleme dann wieder auf einen warten“, erklärt Hilmer die nicht ganz einfache Situation.

Auch Hilmer selbst wird ab der kommenden Saison – ganz egal ob Bezirks- oder Rheinlandliga, der Frauen-Elf nicht mehr als Trainer zur Verfügung stehen. Er wird dort künftig die Rolle des Koordinators38926282 10156481557378903 6477252849251123200 o einnehmen – wichtige Entscheidung mittragen, jedoch abseits der Seitenlinie. Sein Amt als Jugendleiter und Trainer der B1 wird Hilmer aber noch weiterhin ausüben. „Meine Reise als Damen-Trainer ist beendet – werde diesem Team aber weiterhin in einer Art Beraterrolle zur Verfügung stehen. Somit liegt ein weiteres Hindernis vor uns – dass sich Trainersuche nennt. Auch hier müssen wir erstmal die Fühler ausstrecken und abklären – welche Person in den Verein und auch zum Team passt. Aber ich bin positiv gestimmt – dass wir für diese Position den oder die Richtige finden werden“, gab Hilmer optimistisch zu Protokoll.

40406638 10156521289358903 5837324695199809536 oWas bleibt ist einfach die quälende Frage nach einem möglichen Aufstieg. Man grübelt – möchte aber stets in der Realität verankert bleiben, wie Steffen Hilmer abschließend betont: „Sollten wir den Aufstieg antreten – bräuchten wir ein konkurrenzfähiges Team, was wir aktuell nicht aufbieten können, blicken wir auf unsere Abgänge. Nehmen wir den Aufstieg in Kauf – wollen wir ja nicht direkt wieder gegen den Abstieg spielen, sondern uns als gute Truppe in dieser neuen Liga festbeißen. Und genau da haben wir derzeit auch unsere Zweifel – dass wir das alles im Sinne aller nicht stemmen können. Noch ist die Entscheidung aber nicht gefallen. Wir lassen uns Zeit und werden alles stets mit einem sehr realistischen Blick betrachten. Ich bin mir aber sicher – dass wir am Ende auch die richtige Entscheidung treffen werden.“

Somit gilt es weiterhin abzuwarten und die Gedanken noch einmal Revue passieren zu lassen. Es war die zweite starke Saison in Folge im Bund der vereinten aus Kernscheid und Tarforst. Neben einer tadellosen Leistung auf dem Platz – machte man aber auch abseits des Rasens eine sehr professionelle Figur. Das Kollektiv passt zusammen und notierte schon früh seit Gründung der FSG reichlich Erfolge. Die frühzeitige Meisterschaft dank Corona ist zwar erfreulich – wenn auch mit einem leicht bitteren Beigeschmack. Was bleibt ist jedoch die Tatsache – dass man sich bis zu diesem Augenblick, aus eigener Kraft an die Tabellenspitze gezogen hat. Eine Leistung die stolz macht und Mut für die Zukunft geben könnte. Das Projekt einer gemeinsamen FSG ist aufgegangen. Man fand sich – man spielte Fußball, feierte Erfolge, steckte Rückschläge bestens weg und dominierte nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Das Projekt ist noch lange nicht am Ende. Nach Corona soll es wieder weitergehen – so wie man sie kennt und liebt, dass Frauenteam aus Kernscheid und Tarforst, ganz egal in welcher Liga. André Mergener

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