Freitag, 29 Mai 2020 21:34

Lange Pokal-Reise endet tragisch

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20110525 Pokal Eintracht Trier TuS Koblenz Pokal 39 Fotor

Der Bitburger Rheinlandpokal war meist nur ein Zubrot im Hause des FSV Trier-Tarforst. Eine Momentaufnahme die man gerne mitnahm – nicht mehr und nicht weniger. Doch im Jahr 2012 packten die Trierer Höhenkicker in diesem Turnier einen gewaltigen Sprung und verpassten nur haarscharf den Einzug ins Pokal-Halbfinale.

Die grandiose Reise begann in Runde zwei – in Runde eins genossen einige Clubs ein Freilos, ebenso auch der FSV Trier-Tarforst. Als erste Hürde diente die SG Osburg – die man Ende 2011 in der Ferne nach einem deutlichen 5:0-Sieg auf die Bretter schickte. Im nächsten Duell stand die SG Zell-Bullay/Alf dem FSV gegenüber. Auch hier nahmen die Trierer Höhenkicker die Hürde souverän und gewannen mit 3:0. Hitzig wurde es dagegen im vierten Unterfangen des Turniers – als man keinem geringeren gegenüberstand – als dem ewigen Rivalen aus Schweich. Aber auch hier trank der Trierer Vorstadtclub genügend Selbstvertrauen und gewann über die Mosella mit 2:0.

Der Weg ins Achtelfinale war somit geebnet – wo nun der heutige Oberligist und damalige ligagleiche FC Karbach auf den FSV wartete. Das Duell ging vor heimischer Kulisse über die Bühne und das auch ziemlich erfolgreich. Bis auf Bernhard Heitkötter – David Schmitz, Thorsten Oberhausen, Christian Dahm sowie Martin Machura, konnte der damalige Chef-Trainer Stefan Fries aus den Vollen schöpfen. Karbach begann den Pokal-Fight allerdings mit einem lupenreinen Blitzstart. Bereits nach drei Minuten gingen die Gäste aus dem Hunsrück dank Kapitän Patrick Schmidt mit 0:1 in Front. Hängende Mienen seitens des FSV – doch auch dieser kam nun immer besser in Fahrt und konnte den frühen Rückstand nach drei weiteren Minuten durch den 1:1 Ausgleich egalisieren, Torschütze war Patrik Kasel. Beide Teams kämpften um jeden Preis – auch die Zweikämpfe wurden immer härter. Die ca. 100 Zuschauer dagegen kamen bestens auf ihre Kosten – ein Pokal-Fight wie im Bilderbuch. Auch in den Folgeminuten blieb es spannend – der FCK gewann zwar leicht die Oberhand, fand aber kein Durchkommen an einer gut sortierten FSV-Abwehr. Tarforst war zwar weiterhin bemüht noch vor dem Pausentee die Führung zu erzielen – fand aber letztendlich nicht zum erhofften Erfolg.

Umso besser lief es dann zum Beginn des zweiten Durchgangs. Unverändert kam die Fries-Elf aus der Kabine und schaltete nun einen Gang höher. Jetzt war es die Karbacher Abwehr – die mehr und mehr gefordert war. Der FSV fand Gefallen am Offensiv-Spiel – leckte Blut und konnte Karbachs Abwehr schließlich in der 53. Minute zum zweiten Mal knacken. Wieder war es Tarforsts Sturmtank Patrik Kasel – der seinen FSV jubeln ließ. Doch schon zwei Minuten später (55. Minute) war die Euphorie wieder begraben. Karbach glich dank Mirko Bernd zum 2:2 aus und mischte die Karten aufs Neue. Gute Karten hatte aber nun auch der heimische FSV in der Hand – der acht Minuten nach dem Karbacher Ausgleich (63. Minute) dank Ramon Jahn wieder die Führung an sich reißen konnte (3:2).

Die Zeit war nun Karbachs größter Feind – die mehr und mehr dem Spielende entgegenlief. Nach 75 gespielten Minuten nahm Fries den ersten Wechsel vor. Ramon Jahn – der Torschütze zum 3:2 verließ die Partie, für ihn kam nun Martin Gorges ins Spiel. Der FCK warf noch einmal alles in die Waagschale und hoffte auf den Ausgleich. Dieser wurde auch fast zur Realität – doch FSV-Keeper Markus Schwind bewies aufs Neue seine Routine und parierte glanzvoll zu Gunsten seiner Mannschaft. Nun war Tarforst wieder am Drücker – die letzten Minuten glasklar in FSV-Hand, konnte Patrik Kasel in der 86. Minute den Gästen aus Karbach den Gnadenstoß verpassen. Tarforsts Matchwinner traf erneut und schoss seinen FSV mit dem 4:2 ins Pokal-Viertelfinale und ferner auf die Party-Insel Mallorca. Die eintägige Reise nach Mallorca wurde damals als Sieg-Prämie von einem Tarforster Sponsor ausgesetzt und wurde auch im Sommer 2012 verdientermaßen eingelöst.

Das Viertelfinale war somit perfekt und der nächste Gegner lauerte schon mit frecher Miene. Ligakonkurrent TuS Mayen bereiste die Trierer Höhe und nahm ein Tarforster Pokal-Aus mit entschlossenem Blick ins Visier. Schon kurz nach Anpfiff ergaben sich die ersten Chancen für die Gäste aus Mayen. Tarforsts Abwehr wurde schon früh im Spiel auf die Probe gestellt. Die Mannen um Trainer Stefan Fries wirkten einfach zu nervös und fanden bis dato überhaupt nicht ins Spiel. Jene Nervosität wurde den Jungs im roten Dress auch schnell zum bitteren Verhängnis. Eine Unachtsamkeit in der FSV-Abwehr nutzte der Mayener Damir Mrkalj eiskalt aus und schob in der 3. Spielminute zur 0:1 Führung ein. Einen Hallo-Wach-Effekt seitens der Hausherren gab es noch nicht – Mayen wirbelte weiter und konnte zwei Minuten nach dem Führungstor sogar auf 0:2 erhöhen, wieder war es die Nummer 17 Damir Mrkalj, der für den Gästejubel sorgte. Erst nach einer guten Viertelstunde kam der FSV besser ins Rollen – zumindest was den Spielaufbau anging, denn Torchancen blieben weiterhin aus. In der 18. Spielminute traute sich Tarforst mal einen Abschluss zu – doch der Ball ging wenn auch nur knapp an dem von Eric Neuenfeldt gehüteten Gehäuse vorbei. Tarforst zeigte sich bemüht – man kämpfte und wollte unbedingt den frühen Rückstand verkürzen. Auch Trainer Fries war optimistisch – dieses Ding noch einmal drehen zu können. Erst kurz vor der Halbzeitpause (43. Minute) zahlte sich sein Optimismus aus. FSV-Torgarant Patrik Kasel verkürzte unhaltbar auf 1:2 und brachte seine Mannschaft wieder zurück ins Spiel – mit leichter Hoffnung mit Blick auf ein mögliches Halbfinale.

Doch die Hoffnung hielt sich nicht lange über Wasser. Mayen drehte nach der Pause wieder auf – erhöhte den Druck und konnte in der 47. Spielminute keck auf 1:3 erhöhen. Wieder war es Mayens Nummer 17 Damir Mrkalj – der seinen Hattrick perfekt machen konnte. Trotz der deutlichen Führung zeigten die Hausherren Kampf und Leidenschaft. Um jeden Ball wurde gekämpft – jeder Zweikampf wurde angenommen, bloß die Belohnung in Form eines Tores blieb den Jungs im roten Dress zunächst verwehrt. Licht am Tarforster Horizont gab es aber wieder in der 52. Spielminute – als Florian Weirich auf 2:3 verkürzen konnte.

Der einstige Oberligist und vierfacher Rheinlandpokalsieger war aber trotz Tarforster Bemühungen nicht zu bremsen. Nach gut einer Stunde (62. Minute) konnte ein weiteres Tor für die Gäste notiert werden. Kevin Lahn erhöhte für seinen TuS auf 2:4. Die Köpfe auf den Rängen hingen nach unten – die Köpfe auf dem Platz dagegen gaben noch nicht auf, man hatte noch Hoffnung, hier noch einmal zurück ins Spiel zu kommen. Doch Mayen ließ sich nicht beeindrucken und schob dem Tarforster FSV in der 64. Minute mit dem 2:5 ein weiteres Tor hinterher, dieses Mal durfte sich der Mayener Kapitän Vitali Eirich in die Torschützenliste eintragen. Die Moral der Hausherren dennoch vorhanden – versuchte man irgendwie die Gäste aus Mayen zu drosseln. Doch dies gelang nicht – ganz im Gegenteil, man legte dem FSV ein weiteres Ei ins Nest, wieder war es Mayens Kapitän Eirich, der für eine deutliche 2:6 Führung sorgte. Man düpierte regelrecht den Hausherr – der aber immer noch trotz hohem Rückstand alles auf dem Platz abrief. Für ein weiteres Tor – oder besser gesagt für eine Ergebniskorrektur, sorgte Tarforsts Phillip Hermes, der zehn Minuten vor Schluss via Freistoß unhaltbar auf 3:6 verkürzte. Nun durfte aufseiten des TuS Mayen aber jeder Mal. Distelrath erhöhte in der 85. Minute auf 3:7 sowie zwei Minuten später war es Routinier Stephan Schikora – der den Torreigen vollenden konnte und mit dem 3:8 für einen deutlichen Endstand sorgte.

Das unvergessliche und am Ende tragische Pokal-Abenteuer des FSV war passé. Die Pokalträume wurden trotz Kampf und Leidenschaft mit acht schmerzhaften Toren begraben. Nun hangen auch die Köpfe der Hausherren – wohl nicht nur wegen der Niederlage, sondern viel mehr, weil man neunzig Minuten lang an seine Leistungs-Grenzen ging, drei wunderschöne Tore schoss und dennoch keinen Sieg und den damit verbundenen Halbfinaleinzug ernten konnte. Hätte Tarforst das Halbfinale damals erreicht – so wäre es zum großen Stadt-Derby gegen den damaligen Regionalligisten SV Eintracht Trier gekommen. Der Pokal hat eben seine eigenen Gesetze – mal in jubelnder und mal in trauriger Manier. André Mergener

 

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