Montag, 03 Oktober 2022 11:10

#ichSchweiGenicht! Eine Studie zu sexualisierter Gewalt im Sport, bei der jede Stimme zählt

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Oft wird geschwiegen – verstummt, unter den Teppich gekehrt. In jedem Alter – in jeder Sportart, bei jedem Geschlecht. Sexualisierte Gewalt im Sport ist auch heute noch meist ein Tabu-Thema. Das Image einiger Sportvereine – oder diverser Personen, möchte man oftmals schützen. Eine psychologische Belastung für die Betroffenen – denen man mehr als nur zuhören muss.

 Doch wo fängt sexualisierte Gewalt im Sport überhaupt an – wo hört sie auf? Eine Frage – die schon bei einer vermeintlich „harmlosen“ Bemerkung ihren Anfang findet. Ein Thema mit einem riesigen Spektrum – das dringend näher beleuchtet werden muss. Sexualisierte Gewalt beginnt bereits mit Blicken – Gesten, Worten oder Bildern mit sexuellem Inhalt, nicht erst durch ungewollte körperliche Annäherung, wie oft in der Gesellschaft angenommen.

whatsapp image 2022 01 20 at 13 49 01Leonie und Jonas haben sich diesem sehr schwierigen Thema zugewandt. Kennengelernt haben sich beide in ihrem Studium in Landau – wo sie nun auch gemeinsam eine Masterarbeit im Bereich Psychologie zum Thema „Sexualisierte Gewalt im Sport“ initiiert haben. Eine Arbeit, die Respekt und Mut fordert.

„Wir haben uns bewusst für dieses Thema entschieden – weil es aktueller denn je ist. In allen Sportarten – in allen Altersklassen, ganz egal welches Geschlecht. Es ist ein sehr sensibles Thema – mit dem wir Menschen erreichen wollen, um aufzuklären, zu beraten und zu sensibilisieren. Wir wollen mit dieser Studie Betroffenen eine Stimme geben und in der Öffentlichkeit ein Ausrufezeichen setzen – um letztendlich die Tabuisierung für dieses Thema zu brechen“, betonen die beiden angehenden Psychologen.passfoto jonas r

Leonie ist leidenschaftliche Reiterin. Die gebürtige Mannheimerin wurde genau in diesem Kontext mit dem Thema ihrer künftigen Studie konfrontiert, wie die 24-Jährige erzählt: „In den sozialen Medien habe ich auf einer Seite, die sich primär mit Reitsport beschäftigt, eine Themenwoche gesehen, bei der es um sexualisierte Gewalt im Reitsport ging. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, dass es auch dort so präsent ist. Daraufhin habe ich mich intensiver mit der Thematik der sexualisierten Gewalt im Sport auseinandergesetzt und festgestellt, dass es – insbesondere im Breitensport, dem so viele Menschen nachgehen – noch viel zu wenige wissenschaftliche Studien gibt. Als ich Jonas davon erzählte, war er sofort überzeugt und wir starteten eine gemeinsame Studie zu diesem höchst relevanten Thema – in der wir nun Menschen suchen, die entweder selbst betroffen sind oder Zeuge einer solchen Situation wurden.“

Ergebnisse einer der wenigen vorhandenen Studien zeigen – dass mehr als ein Drittel der befragten Sportlerinnen und Sportler von einer Form von Sexualisierter Gewalt betroffen sind (Rulofs et al., 2019). Das wichtigste Ziel des Projekts ist es daher – zukünftig einen besseren Schutz von Sportlerinnen und Sportlern möglich zu machen. Dies möchten beide nun unter anderem im Rahmen von Empfehlungen für Präventionsprogramme umsetzen.

„Unsere Studie #ichSchweiGenicht richtet sich an alle Personen jeglichen Geschlechts – die von einer Form von sexualisierter Gewalt im Sportkontext (egal ob Hobby-, Schul- oder Leistungssport) direkt betroffen waren oder noch immer sind“, unterstreicht Jonas und setzt nach: „Auch können andere Personen – die Sexualisierte Gewalt als Zeugen mitbekommen haben, an der Studie teilnehmen.“ Die Befragung selbst dauert circa 20 – 30 Minuten.

Wichtig: „Wir wollen mit dieser Studie niemanden – sei es der Verein, Spieler, Trainer, Verbände oder sonstige Personen, an den Pranger stellen. Die Teilnahme an der Studie verläuft komplett anonym, ebenso sind keine Rückschlüsse auf Vereine/Verbände oder Einzelpersonen möglich. Wir wollen einfach wachrütteln, damit man in Zukunft besser damit umgeht, gegensteuert und hilft.“

Nicht wegschauen – die Stimme erheben, eingreifen, helfen, schützen. Dieses Ziel verfolgen die beiden in ihrer Studie – die aktuell läuft und auch noch dringend Menschen sucht, die mit diesem Thema schon konfrontiert wurden oder noch immer werden. Das Mindestalter zur Teilnahme beträgt 16 Jahre.

Sexualisierte Gewalt im Sport. Ein Tabu – eine Straftat und eine Schädigung der Psyche. Betroffenen helfen. Ein Zeichen setzen. Schutz für Kinder – für Erwachsene, in allen Sparten des Sports, wachrütteln, Maßnahmen ergreifen und die gedankliche Tür nicht hinter sich verschließen – denn am Ende leiden die Betroffenen, meist ein Leben lang. AM


 Link - Umfrage BetroffeneBarcode 1 Sex


Link - Umfrage Zeugen

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Homepage der Studie