Donnerstag, 30 Juni 2022 08:59

„Wer oben stehen will, muss immer liefern“ – A-Jugend-Trainer Markus Schwind im Interview

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Rheinlandpokal-Finale erreicht – Vizemeister in der Liga. Die zurückliegende Saison der Tarforster A-Jugend war stark und ging sogar in die A-Jugend-Geschichte des FSV Trier-Tarforst ein. Starke Spieler – junge Talente und ein Strippenzieher an der Seitenlinie, der nicht nur Regie führt, sondern Spiel um Spiel mit seinem Co-Trainer Felix Ceiba alles Mögliche versucht, um den Erfolg in die eigenen Farben zu tragen. Markus Schwind – die einstige Torwart-Ikone beim FSV und nun Trainer seiner A-Junioren, blickt zufrieden zurück und hinterlässt aber auch das ein oder andere kritische Wort. Denn Kritik muss sein – da legt Schwind besonders großen Wert drauf und stellte sich nun unseren Fragen über eine Zeit, die er mit seinem Team so schnell nicht wieder vergessen wird.

Hallo Markus! Eine großartige Saison liegt hinter euch. Wie stolz und zufrieden bist du?

Markus Schwind: Hallo André – vielen Dank für das Kompliment. Stolz und zufrieden sind zwei Worte – die passen mir da nicht. Stolz auf eine Leistung zu sein – die man sich selbst hart erarbeitet hat ist unpassend. Ich wusste was die Jungs können – wir (Felix, Lars und ich) hatten einen Plan, ich habe als Trainer eine klare Vorstellung von der Art und Weise wie Fußball gespielt wird und wie ich mit jungen Menschen umgehen möchte. Und die Jungs haben zugehört und diese Sachen umgesetzt. Es ist eigentlich das Mindestmaß im Sport. Wie bei den New England Patriots unter Brady und Belichick: „Do your job!“. Wenn der Busfahrer die Fahrgäste sauber befördert – ist da die SWT stolz? Ich klinge vielleicht etwas kritisch – die Leistung war stark. Aber ich habe es erwartet. Bei Zufriedenheit hört es definitiv auf. Zufriedenheit ist der Niedergang des Erfolgs. Unter Dirk Fengler haben wir nach einem sehr guten Spiel das nächste Training umso härter gearbeitet. Der Alte hat noch mehr herumgeschrien und gemeckert. Zu Recht. Denn Zufriedenheit hemmt Leistung. Wenn ich satt und zufrieden werde – dann ziehen die Anderen an mir vorbei. Außerdem ist die Saison vorbei. Und wieder alles auf Null und bitte einmal von vorne.

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In der Liga Vizemeister und im Pokal bis ins Finale vorgedrungen. Wann war für euch klar – dass diese Saison etwas Besonderes werden würde bzw. wie überrascht wart ihr?

Markus Schwind: Überrascht war ich nie. Ich glaube einfach fest daran – dass wenn die Vorgaben klar und logisch sind und die Jungs Fußball verstehen, dann kann man sich entwickeln. Besonders ist die Saison für die Jungs – weil wir als Team agiert haben. Weil Fritz Wien eben nach der Winterpause Bommel im Tor ersetzt hat und somit bei Bommel einen Prozess angestoßen hat und ihn dazu geführt hat, härter zu arbeiten. Besonders ist die Saison – weil wir zwischen zweiter und erster Mannschaft wirklich eng zusammenrücken. Weil die Jugend es schafft – 1000 Zuschauer auf den Platz zu ziehen. Jugendarbeit ist Entwicklung von Spielern im persönlichen und sportlichen Bereich und keine Platzierung. Das haben viele Jungendtrainer nicht kapiert. Es geht nicht um die Zahl – es geht um Fähigkeiten. Mich interessiert die Zahl nicht oder nur am Rande – weil sie sagt, dass vieles okay war. Aber wir hatten auch sehr gute Spieler.

In welchen Bereichen haben sich deine Jungs weiterentwickelt?

Markus Schwind: Meine Jungs fangen langsam an Fußball zu verstehen. Wir spielen zwei – drei Systeme fast fehlerfrei. Die Jungs wissen wie wir agieren. Auf was es ankommt. Am Anfang haben wir über zwei Ballkontakte – offene Spielstellung und Vororientierung diskutiert. Jetzt wenden die Jungs diese Dinge an – um sich Vorteile im Spiel zu verschaffen. Im Fußball geht es ausschließlich um Zeit und Raum. Auf der einen Seite diesen Raum optimal für das eigene Spiel auszunutzen und den Gegner dahin bringen Fehler in der Abwehr zu machen. Und auf der anderen Seite dem Gegner beides nehmen. Zeit und Raum. Und das bei einem geringstmöglichen eigenen Risiko.

Worin siehst du eure größte Stärke und wo die größte Schwäche?

Markus Schwind: Ablenkung von eigenen Fehlern – Überheblichkeit, Arroganz, nicht den letzten Biss entwickeln und die Fehler bei Anderen suchen. Da ist die Liste lang. Ich liebe diese Jungs – jeden Einzelnen und es sind menschlich einwandfreie Kicker und so lustige Typen. Ich könnte über jeden Spieler etwas kritisches sagen. Auch bei mir. Also muss man sich immer kritisch hinterfragen. Neu justieren. Seinen Fokus schärfen und wieder hart arbeiten. Und das können die Jungs – hart arbeiten.

Leider haben deine Jungs trotz einem tollen Kampf das Pokal-Finale gegen Eintracht-Trier verloren. Was waren die letzten Worte in der Kabine als du dein Team in dieses Spiel geschickt hast?

Markus Schwind: Puh! Genau weiß ich das nicht mehr. Die Intension der Ansprache in der Kabine war – dass wir als Team auftreten sollen. Mutig spielen und Spaß haben. Darum geht es in einer Mannschaftssportart. Spaß haben. Aber der stellt sich leider bei mir nur mit Erfolg ein.

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Die letzten Wochen und auch Tage stand dein Team sehr im medialen Mittelpunkt – auch zuletzt die riesengroße Kulisse beim Pokal-Finale von fast 1000 Zuschauern. Wie haben deine Jungs dies wahrgenommen – und auch du selbst als Trainer?

Markus Schwind: Das ist positiv – weil der FSV Trier-Tarforst richtig dargestellt wird. Der Verein ändert Dinge – wir werden professioneller. Wir wollen Jugendspieler ausbilden und sie an den überregionalen Fußball heranführen. Dafür haben wir eine gute Bühne geboten und Werbung gemacht. Wenn die Jungs bald in der ersten oder zweiten Mannschaft auflaufen – sollen sich die Menschen daran erinnern und sie anfeuern gehen. Ich finde es viel toller – lokale Mannschaften anzufeuern, als das Millionenrad Bundesliga weiter zu drehen. Es ist sozialer. Man kommt mit Menschen in Kontakt. Der FSV Trier-Tarforst aber auch mein Heimatverein SV Trier-Irsch machen das hervorragend. Der Verein braucht aber Zuschauer und Helfer – um das Ganze umzusetzen. Für die Jungs ist es ein sehr früher Meilenstein. So etwas erleben einige Spieler nie – andere nur zwei oder dreimal in ihrem Leben. Es ist aber etwas – über das man im Rückblick immer wieder spricht und es romantisch verklärt. Herrlich und unbezahlbar.

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Ich denke – auch in den kommenden Jahren steckt die A-Jugend voller Überraschungen die Fans und den Verein zu begeistern. Wie stark siehst du deine Truppe für die kommende Spielzeit? Nach der Vizemeisterschaft eventuell nun die Meisterschaft?

Markus Schwind: Klar! Das sollte immer das Ziel sein. Warum mit weniger zufrieden sein? Mit Eisbachtal und RW Koblenz kommen brutal starke Absteiger. Wirges ist wieder unglaublich gut. Aber wer oben stehen will muss immer liefern.

Was gibst du deinen Jungs mit in die wohlverdiente Sommerpause?

Markus Schwind: Nichts! Die sollen sich fünf Wochen erholen. Danach wird genug Schweiß vergossen.

Okay Markus – ich danke dir für das Interview und wünsche dir noch weiterhin viel Erfolg beim FSV!

Markus Schwind: Danke!

André Mergener